2000 „Hoch lebe die Emanzipation“ oder „Emma und Emanzipa“

Inhaltsangabe

„So viel habe ich schon lange nicht mehr gelacht…“ war der Kommentar vieler Theaterbesucher zum Bühnenstück: Hoch lebe die Emanzipation – Emma und Emanzipa welches vom Wintersulger Dorftheater e.V. über die Weihnachtsfeiertage mit großem Erfolg aufgeführt wurde. Die Autorin des Stücks, Erika Elisa Karg reiste von Bad Wurzach an und erfreute sich über die gelungene Aufführung ihres Emanzenstücks. Ihre Kommentare: „Besser hätte man das Stück nicht umsetzen können, oder „des hon ich aber it g´schrieba“ zeigten einerseits ihre Anerkennung für die Laienspieler und war andererseits Ausdruck für die immer wieder gelungene Bereicherung des Stücks durch spontane Einflechtungen aktueller, örtlicher Gegebenheiten. Auch der Baden-Württembergische Minister für Umwelt und Verkehr, Ulrich Müller, war als hoher Vertreter der Politik Gast in Wintersulgen und erwies als Theaterfan des Wintersulger Dorftheaters schon zum zweiten Mal seine Referenz. Besonders erfreulich war der schon gute Besuch der Kinder- und Seniorenvorstellung. Die Abendveranstaltungen waren restlos ausverkauft. Nachdem sich der Vorhang öffnete, kam schon der erste Applaus für das von Manfred Fritz hervorragend gestaltete Bühnenbild. Farbgebung, Utensilien und sogar Kachelofen mit Feuereffekt strahlten behagliche Wärme und eine gelungene Bühnenatmosphäre aus. Dass die Bühne erst kurz vor der Premiere fertig wurde und selbst die Spieler von der guten Arbeit des Bühnenbauers überrascht wurden, gilt als besonderer „Kick“ des Manfred Fritz. Margit Lorenz als Regisseurin begrüßte die Besucherschar und stimmte das Publikum auf die heitere Emanzipationsgeschichte ein. Diese nahm dann auch ihren Lauf und forderte die Lachmuskeln der Besucher immer wieder aufs Neue heraus. In überwältigender Art versetzte sich Carmen Grießhaber in die Rolle der Rosa Häring, einer einfältigen Hausfrau des Hühnerzüchters Willi Häring, alias Ulrich Straßburger. Beider herrlich gespielte Einfältigkeit und Naivität kam zum Publikum glaubhaft rüber und so genoss das Ehepaar Häring Szenenapplaus am laufenden Band. Überzeugend in Mimik und Gestik war besonders auch Willi der Hühnerzüchter, der auf dem Geld hockt wie die Hühner auf den Eiern. Paula Klammer, Ehefrau des Baugeschäftsinhabers Otto Klammer, sehr souverän gespielt von Karin Mader und ihr dominanter Ehe- und Geschäftsmann Otto Klammer, wahrhaft lebensnah dargestellt von Sepp Moßbrucker, dem Bühnenjubilar. Er konnte am Schluss des Spiels die seltene Ehrung für 25 Jahre ununterbrochenen Theatereinsatz entgegen nehmen. Moßbrucker, seit 1976, damals noch unter Pfarrer G. Buck und dem Kolping Röhrenbach, ein in Wintersulgen nicht wegzudenkender Theaterspieler, man könnte ihn auch als Idol der Wintersulger Bühne bezeichnen, dem es immer gelang, seine Rollen leibhaftig zu verkörpern, erhielt aus dem Hause Polet einen schönen Theaterteller und ein Weinpräsent. Ein kleiner Ersatz, wie Margit Lorenz, Regisseurin des Dorftheaters meinte, für die bislang immer erfolglos angestrebte Rolle des jugendlichen Liebhabers. Moßbrucker spielte meist den Opa, Vater, Bürgermeister, Wirt oder andere gestandene Persönlichkeiten und die Rolle des Liebhabers bleibt wohl sein Traum. Doch zurück zu Emanzipa: Emma Fältig, eine emanzipierte Stadtfrau, von Petra Dold gut in Szene gesetzt, beschwor ihre beiden Freundinnen sich endlich zu emanzipieren und mit nach Las Palmas zu reisen und so legten die drei Frauen durch ihre kurzfristig anberaumte Abreise den Grundstein für manche Verwechslung im weiteren Geschehen.

Erstmals auf der Wintersulger Bühne feierte Sigi Blum, bisher als Clown bei den Heiligenberger Bunten Abenden bestens bekannt, seine Premiere als der sehgeschwächte, schlitzohrige Opa Klammer. Ihm war diese Rolle auf den Leib geschnitten und Szene um Szene verkörperte er den geistreich witzigen Opa mit Bravour. Er vergaß weder das Hinken noch seine Sehschwäche und küsste gerne Paulas Gäste.

Im ersten Akt dominierten die Frauen bei Kaffeeklatsch und „Emazipippi-Gesprächen“ wie Rosa so nett äußerte. Die Ehemänner zeigten ihre Dominanz und spielten die Machos. Kein Wunder, dass es Emma gelang, die Spanienreise nach „Pampalas“ einzufädeln. Rosa rief nach einem Sherryfrühstück „Auf nach Las Spanias“ und der Musikverein unterhält zur ersten kurzen Pause.

Herrlich gespielte Männerwirtschaft im zweiten Akt: Opa Klammer bügelt die Wäsche, Otto versucht Rechnungen zu schreiben und Sohn Peter, dargestellt von Stefan Schmieder genießt die Verwandlung seines Vaters zum Hausmann. Man ernährt sich seit Wochen abwechselnd von Rühr und Spiegelei. Da kommt Opa Klammers bestellte Köchin Grete Schmank, alias Margit Geiger, gerade rechtzeitig. Versehentlich landet sie jedoch im Büro und plagt sich mit „Computerwellenherd“ und unsichtbaren Telefonen ab und befürchtet BSE ins Hirn zu bekommen. Als die Sekretärin Karin Schöller, kompetent, lieblich gespielt von Edith Kretzer, als Küchenhilfe in der Küche landet, ist die Verwechslung komplett. Opa Klammer wundert sich über die schnelle Alterung und Verbreiterung seiner Köchin und das Publikum erfreut sich an trefflich gespielten Szenen. Jämmerlich weinen Otto und Willi ihren Frauen nach und finden keinen Gefallen an Grünkernsuppensalat und Körnern. Da taucht auch noch Enrico Pasconi, der brillant von Martin Senn dargestellte charmante Spanier auf und will Geld für sein noch immer nicht fertiges Hotel. Grete, die urige Köchin holt sofort ihre Sparbücher und preist sich dem heißblütigen Spanier an. Otto lässt die Urkunden notariell prüfen und Sohn Peter träumt schon vom Surfen am eigenen Strand, den Zaster hätte der Vater ja schon dazu. Die Wäsche wird knapp, das Geschirr in der Badewanne stapelt sich. Opa Klammer schimpft Otto und Willi und bemängelt, dass die beiden nur an preisgekrönte Hühner und an Beton denken und ihre Frauen vernachlässigt haben und findet Gefallen an Emma und ihrer Emanzipation. Er hat mit dem Zuseher Spaß an deren gelungenen Abreibung. Die Rückkehr der Emanzen zwingt zum schnellen Aufräumen der guten Stube und so manche leere Bierflasche verschwindet im Schrank. Völlig überarbeitet kommen Klara, Rosa und Emma aus Spanien zurück, sie mussten an Enricos Hotel arbeiten – schwärmen den Männern jedoch Urlaub und Erholung vor. Enrico hingegen erzählt von einem Telefonat mit seiner Mutter und schwärmt von der Arbeitskraft der Frauen. Mama sagen: „Rosa arbeiten wie Pferd mit „Beinen und Füßen“. Anstatt der von Rosa erwarteten Begrüßung füttert Willi bei der Ankunft zuerst seine Hühner und Otto rasiert sich zum Kegeln. Enttäuscht wollen die Frauen mit Enrico wieder zurück nach Spanien fliegen. Da fällt Willi bewusstlos zu Boden und wird im Rotkreuzsanka, einer liebevoll geschmückten Milchkarre, von der Bühne transportiert. Otto täuscht einen Herzinfarkt vor und versucht so seine Paula am erneuten Urlaub zu hindern. Schlussendlich kommt Opa Klammer im schwarzen Frack und will sich zur Überraschung aller mit Karin, der Sekretärin verloben. Doch das überlässt er letztlich seinem Enkel Peter, der als Liebhaber von Karin eine gute Figur machte. Enrico wird von Grete mit ihren Sparbüchern verfolgt und Otto verspricht seiner Klara besseren Umgang. Die Emanzipation hat gewonnen, die Machos haben ihre Lektion abbekommen und verstanden. Die Moral der Geschichte: Sagt den Frauen doch, dass ihr sie liebt. Denkt nicht nur an Erfolg und ans Geld. Geht gleichberechtigt durch den Alltag und respektiert euch gegenseitig. Ein schönes Happyend und ein riesiger Beifall für das brillant in Szene gesetzte Theaterstück: „Hoch lebe die Emanzipation – Emma und Emanzipa“.

Regisseurin Margit Lorenz, Souffleur Georg Matt, der auf seinem Handrücken einen „Emanzentritt“ verspüren durfte, freuten sich mit den zehn Spielern über ihre gelungenen, erfolgreichen Aufführungen und wurden mit viel Beifall belohnt. Bei Helmut Frings, Manfred Fritz, Erich Ritscher bedankte sich Margit Lorenz für die Maske, das Bühenbild, die Werbung und Pressearbeit. Selbstverständlich wurden Bühnenerfolg und 25-jähriges Bühnenjubiläum von Sepp Moßbrucker ausgiebig gefeiert