2003 Das Geld ist im Eimer

Inhaltsangabe

Wenn jemand zwanzig Jahre als Souffleur in der Kiste hockt, hat er es verdient, am Anfang dieses Theaterberichtes besonders erwähnt zu werden. Georg Matt, auch als „Mattschorsch von Unterbetenbrunn“ bekannt, würde etwas fehlen, könnte er nicht jedes Jahr ab November als Souffleur in seiner „Kiste“ Platz nehmen. Er führt die Laienspieler zuverlässig durch jedes Stück und ist Retter in der Not, wenn der Texteinsatz der Spieler manchmal einfach nicht kommen will. Da kann man den sonst eher ruhigen Typ schon einmal hektisch im Theaterbuch blättern oder gar den Souffleurkasten heben sehen. Doch ein Profi wie er findet immer wieder den richtigen Einsatz. Das wusste wohl damals schon Pfarrer G. Buck, der ihn zum Souffleur der Theatergruppe des Kolpings bestimmte. „Wenn ich das sag, dann machst du das,“ so der Pfarrer bei seiner Einsetzung. Schön wäre es, meinte Matt, wenn die Leute heute auch noch so folgsam wären, wenn der „Mattschorsch“ an die Tür klopft und Nachwuchsspieler sucht. Leider bekomme man heutzutage eher Ab- als Zusagen. Trotzdem ist das Wintersulger Dorftheater mit einem guten Spielerstamm ausgestattet. Nachwuchsspieler sind jederzeit willkommen und wichtig, schließlich benötigt man auch eine gewisse Bühnenerfahrung um die zugeteilte Rolle nicht nur zu spielen, sondern auf der Bühne auch zu leben. Und dies haben die Laienspieler dieses Jahr wieder gekonnt vorgeführt. Da kommt Alfons Riebele, in Idealbesetzung mit Sepp Moßbrucker, einem Urgestein auf der Wintersulger Bühne, lebensnah und glaubwürdig dargestellt, nach durchzechter Nacht in seine Stube und findet einen Koffer voller Geld und in seiner Hosentasche zwei Zähne. Alfons erkundigt sich bei Wirtin Luzia nach seinem nächtlichen Wirtshausbesuch und hört, dass er gesungen, herumgeschrien und allen Mädchen auf den Hintern geklatscht habe. Er dankt gerade der vermeidlichen guten Fee für den Geldsegen, als seine Frau Waltraud, sehr souverän dargestellt von Karin Mader, unerwartet früh von einem Besuch bei ihrer Schwester zurück kommt. Sie schöpft sofort Verdacht und lässt nicht locker, bis sie sich das komische Verhalten ihres Gatten erklären kann. Nach dem Motto: „Ein Mann, ein Rausch,“ glaubt sie den fadenscheinigen Erklärungen ihres Alfons nicht. Alfons Freund Berthold, eine Glanzrolle für Ulrich Straßburger, zieht mit blauem Auge und eingeschlagenen Zähnen den Verdacht auf sich. Alfons und Bertram beschließen, das Geld heimlich zu behalten. Doch da haben sie die Rechnung ohne Oma Franziska-Maria gemacht. Carmen Grießhaber verkörperte die schwer-hörige, streng katholische, alte Dame bravourös. Ob sie ihre Brille gefunden hat, ist immer noch offen. Fest steht, dass sie durch ihre vielen Aktivitäten die beiden Ganoven ganz schön ins Schwitzen brachte. Besonders als sie das Geld in einen Sack steckt um aus dem Altpapier Papierbriketts zu machen. Alfons und Bertram geraten sich in die Haare über das plötzlich verschwundene Geld. Sie sehen den Übeltäter in Oma und überlegen, wie sie diese für längere Zeit aus dem Haus bringen. Da haben sie die Idee, eine Sondermesse einzuläuten. Gelungen und für die Lachmuskeln strapaziös ist dann auch das „Ding Dong“ von Berthold. Der Trick gelingt und Oma geht zur Messe. Dies ist die Chance für die beiden das Geld aus dem Eimer zu holen und zum Trocknen in der Nähstube auf zu hängen. Doch auch dieses Versteck ist nicht sicher. Da muss Alfons seiner Holden einen Ölwechsel an ihrer Nähmaschine verkaufen. Erklärungsnöte hat Alfons auch immer dann, wenn er auf dem Eimer sitzt. Schluss-endlich begründet er sein rätselhaftes Verhalten mit Hämorrhoiden. Hiergegen hat die immer im richtigen Augenblick erscheinende Dorftratsche Hildegard Zopfler ein gutes Mittel und empfiehlt den Labellostift. Mit Petra Dold konnte diese Rolle nicht besser besetzt werden, sie war ihr einfach auf den Leib geschnitten. Immer wenn bei Riebeles Kaffee auf dem Tisch stand, war auch schon die schrille Nachbarin am Tisch. Ihre Sprechgeschwindigkeit hätte ausgereicht, alle drei Akte in einer halben Stunde vorzutragen – Bravo! Tochter Ulrike und ihr Liebhaber Werner Ziegler werden von Marlene Rock und Siegfried Blum sehr gut gespielt. Ulrike hat es schwer, in der turbulenten Familie ihren Freund vor zu stellen und bringt nur für Waltraud Riebele den richtigen Bräutigam. Alfons hat mit dem Polizisten eher ein Problem und hat seine Ulrike sowieso einem Schulfreund versprochen. Geschickt fädelt das junge Paar die Auflösung des Raubüberfalls ein und kann den sturen Alfons letztendlich erpressen. Doch zuvor findet Oma in der Nähstube an einem Kleiderständer einen Beutel und quetscht ihn. Dass Bertram, um sich vor ihr zu verstecken als Kleiderständer aufstellt, merkt man erst als er jammernd die Bühne betritt. Oma hat recht kräftig gedrückt, denn Bertram hat so seine Probleme zwischen den Beinen. Das Publikum lachte nicht nur bei diesen Szenen Tränen, sondern auch bei den inszenierten anonymen Anrufen von Alfons und Bertram bei der Polizei. Brillant tollpatschig wurden diese Anrufe Mitten im Saal aus einer Telefonzelle abgesetzt. Das Geld dazu besorgten sich die Ganoven im Publikum. Als Bertram von Werner verhaftet und in Handschellen vorgeführt wird, sieht auch Alfons seine Träume davon schwimmen. Ade du schönes Geld, ade ihr schönen Reisen. Werner und Ulrike kriegen ihn klein und nachdem auch er in Handschellen auf der Bühne steht, können sie ihren Plan ausführen. Er kommt nur frei, wenn er sein Jawort zur Hochzeit der beiden gibt und wie seine Waltraud kurzentschlossen einwirft- er nicht mehr ins Wirtshaus geht. Die heitere Kriminalkomödie hat ihr Happy End. Das Geld ist von Werner an die Sparkasse zurückgegeben worden, weil dies die beiden Ganoven doch auch nicht anders gemacht hätten. Alfons und Bertram gehen als ehrliche Finder in die Kriminalgeschichte ein und Ulrike kann ihren Werner heiraten. Oma sucht mit der Schere in der Hand zwar noch immer den Beutel und die Dorftratsche findet sicher bald wieder neuen Gesprächsstoff. In Heiligenberg ist bekanntlich ja immer etwas geboten. Am Schluss nochmals zurück zum Souffleur. Ihm wurden von der Regisseurin Margit Lorenz, die wiederum einen guten Job gemacht hat und von seiner Truppe einige für die nächsten Jahre notwendigen Utensilien wie eine Taschenlampe, Kugelschreiber an der Schnur, Vitamine usw. liebevoll in Gedichtform überreicht. Mit einem Gutschein ins Ravenburger Spieleland soll sich Georg Matt zum Ausgleich für viele Fehlstunden zu Hause einen ganzen Tag seiner Frau Hilde und seinen Söhnen Maximilian und Johannes widmen. <

Das Wintersulger Dorftheater kann auf drei sehr erfolgreiche Aufführungen mit dem Stück: Das Geld ist im Eimer“ von Dietmar Steimer zurück blicken. Ob der Baden -Württembergische Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller bei seinem Besuch auch Ausschau nach Geld hielt, oder nur gute Unterhaltung gesucht hat, bleibt offen. Seine Aussage: „Ich komme so gerne nach Wintersulgen, weil ihr hier immer so lustige Stücke aufführt“ ist ein großes Lob von einem kritischen und erfahrenen Freund des Laientheaters. Lobend sei auch das von Manfred Fritz, Sascha Bärenbold und Armin Jäger erstellte Bühnenbild erwähnt. Die Maskenbildnerin Sabine Probst leistete ebenfalls gute Arbeit und schminkte die Spieler passend zu ihren Rollen. Alles in allem ein positiver Beitrag zum kulturellen Leben in der Region. Man darf gespannt sein, ob das Wintersulger Dorftheater zukünftig im neuen Bürgerhaus in Heiligenberg auftritt und sich der Vorhang in Wintersulgen zum letzten Mal schloss.