2005 Dem Himmel sei Dank!

Inhaltsangabe

Unser Sennhof, wie man ihn schon liebevoll nett, hat sich erneut als passender Veranstaltungsort für die Theateraufführungen des Wintersulger Dorftheaters bewährt. Die vielen Theaterfreunde aus der Gemeinde und dem Umland haben den Umzug vom Gemeindesaal Wintersulgen in den Sennhof Heiligenberg gut akzeptiert. Beide Abendaufführungen waren bis auf den letzten Platz ausverkauft und auch die Nachmittagsaufführung, die den Charakter der Hauptprobe durch den vollen Spielereinsatz längst verloren hat, war von vielen Senioren und Kindern gut besucht.
Nach einem kurzen Vorspiel, mit nächtlichem Kartenspiel im Pfarrhaus, begrüßte der Vorsitzende des Wintersulger Dorftheaters, Georg Matt, die Besucher zur kürzesten Theateraufführung aller Zeiten und schon hatte er seinen ersten Applaus.
Mit „Dem Himmel sei Dank“ trafen Georg Matt und Regisseurin Margit Lorenz wieder einmal ins Schwarze. Ein Volltreffer könnte man sagen, denn das Stück führte die Zuschauer einmal in ein ganz neues Milieu, nämlich ins Pfarrhaus. Dort herrschten ungewöhnliche Zustände, denn Pfarrer Alfons Teufel war mit außergewöhnlichen Mitteln dabei, das für die Kirchenrenovierung erforderliche Geld zu sammeln. Erich Ritscher schlüpfte gekonnt in die Rolle des Pfarrers, der um seine Strafversetzung nach Hattenweiler oder gar als Talpfarrer nach Echbeck bangen musste. Haushälterin Hermine passte nicht nur vom Outfit her trefflich in die Pfarrstube. Sie hatte alle Hände voll zu tun, die Situation im Pfarrhaus einigermaßen im Griff zu behalten. Carmen Grießhaber glänzte in ihrer Führungsrolle und brillierte in ihrem heiteren Verwirrspiel um Domkapitular Dr. Jüngling und den Mietern im Pfarrhaus. Doch zunächst hatte sie mit des Meßners Maus in der Keksdose zu kämpfen. Meßner Johannes, mit überzeugter Mine und trefflicher Gestik stark gespielt von Ulrich Straßburger, spielte ihr so manchen Streich. Doch nicht nur Hermine hatte Angst vor Mäusen, den Erzengel, wie man die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Frau Engel liebevoll nannte, trieb der schlitzohrige Johannes mit der Maus in der Keksdose sogar auf den Tisch. Karin Mader zeigte als „Erzengel“ einmal mehr ihr spielerisches Können, mal als emanzipierte Vorsitzende, mal als scheinheilige Tante, die sich durch Spenden das Wohlwollen des Bischofs für ihre Nichte Uschi erkaufen wollte. Und wie oft auch im wahren Leben, schien alleine die richtige Kommastelle auf dem Scheck ausschlaggebend für den Aufstieg der Nichte zu sein. Uschi – oh Verzeihung – Ursula natürlich und ihr heimlicher Freund Sigi wurden von Marlene Rock und Siegfried Blum gut gespielt. „Komm herunter und lass dich küssen“ waren Sigi’s Worte zur heiteren Überwindung des unübersehbaren Größenunterschiedes. Sigi Bischoff brachte es vom Liebhaber über den Pastoralreferenten zum Domkapitular. Geschickt versetzte er sich dabei auch spielerisch in die geänderten Rollenspiele. Uschi brachte ihr ungutes Gefühl zu ihrem von der Tante erzwungenen Klosteraufenthalt sehr glaubwürdig auf die Bühne. Während des gesamten Stücks führten die Szenen mit Meßner Johannes und seiner Frau Emma zu wahren Lachsalven im Saal. Margit Geiger hatte nicht nur ihre Rolle, sondern auch ihren Mann Johannes voll im Griff. Sie verwöhnte den Pfarrer nicht nur mit Franzbranntwein, den er unmittelbar auf dem Rücken spüren sollte, sondern auch mit Marmelade und frischem Holundersaft gegen Hämorrhoiden. Emma spielte den Wechsel von der erregten Ehefrau zur untertänigen, scheinheilig wirkenden Gläubigen hervorragend, was vom Publikum mit viel Szenenapplaus belohnt wurde. Tanja Reichelt gab als Aerobic-Lehrerin Heidi ein sportliches Bühnendebüt. Sprang sie doch erst zwei Wochen vor Weihnachten als Ersatz für Petra Dold, die aus gesundheitlichen Gründen leider ausscheiden musste, kurzfristig ein. Wir wünschen unserer langjährigen Mitspielerin Petra alles Gute und freuen uns mit ihr auf einen gesunden Theaternachwuchs. Die Aerobic-Lehrerin hatte wirklich keinen leichten Stand, zumal sie weniger Proben und dann auch noch den schweren Domkapitular Dr. Jüngling auf dem Rücken liegen hatte. Und damit wären wir beim Urgestein auf der Bühne angekommen. Josef Moßbrucker spielte den Domkapitular Dr. Jüngling bravorös und nicht nur seine Soutane, sondern auch die Rolle des Domkapitulars war ihm auf den Leib geschnitten. Für jedermann war sichtbar, dass er auch bei seinem dreißigsten Bühnenauftritt noch riesigen Spaß und Freude am Theaterspielen hatte. Er wurde mal mit dem Pfarrer, mal mit dem Bischof verwechselt und erlag letztendlich seiner Leibspeise, der gerösteten Leber. Herrlich mit anzusehen, wie Haushälterin Hermine den Domkapitular mit Beerenwein in die Knie zwang. Dass es im Pfarrhaus nie langweilig wurde, dafür sorgten auch die über eine Heiratsvermittlung für ein erstes Blinddate im Pfarrhaus eingemieteten Gäste Heidemarie Rosenfeld und Hans Meßmer. Margit Lorenz, unsere erfolgreiche Regisseurin, schlüpfte in die Rolle der verklemmten Handarbeitslehrerin Heidemarie und ging sichtlich darin auf. Nicht nur im Theater sondern überall im Ort hört man seither ihren Spruch: „Das ist mir ja sooo peinlich“. Mit wenig Text jedoch mit grandioser Mimik, passender Gestik und dem perfekten Outfit spielte sich Lothar Becker als Hans Meßmer in die Herzen der Besucher. Kaum ging die Tür auf, schon erntete der „Stotterbecker“ auch schon seinen verdienten Szenenapplaus. Wer hier nicht lachen konnte, sollte zum Arzt gehen oder sich das von Pfarrer Teufel schwarzgebrannte Zwetschgenwasser verschreiben lassen. Das „Holste“ beim „Bosse“ oder auch bei Frau Dr. Heidenreich gibts das auf Rezept – erklärte der Pfarrer in Nöten dem strengen Domkapitular. Diesen zwangen die Berichte der Mitspieler über seine letzte Predigt sichtlich in die Knie. Da angeblich alles auf Video dokumentiert war, flehte er bei seinem Mitbruder um Stillschweigen und resignierte. Er reiste betrübt ab und Pfarrer Teufel darf in seiner kleinen Linzgaugemeinde bleiben. Mit der Zusage, den Zuschuss für die Kirchenrenovierung über 2,5 Millionen Euro baldigst zu überweisen, verabschiedete sich der Domkapitular auf nimmer wiedersehen. Dass die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Frau Engel in die Gemeindepolitik wechseln und dem Bürgermeister kräftig die Meinung sagen will, kommentierte der Pfarrer mit: Herzlichen Glückwunsch Herr Amann, jetzt kehrt auch ins Röhrenbacher Pfarrhaus mehr Leben ein und erntete Szenenapplaus. Der von Bernd Gombold geschriebene lustige Dreiakter endete mit des Pfarrers Worten: „Dem Himmel sei Dank“.
Die Zuschauer erfreuten sich über gut inszenierte und bestens präsentierte Theaterauf-führungen und genossen voll des Lobes unterhaltsame Stunden im gemütlichen Ambiente unseres Sennhofes am Schloss.
Josef Moßbrucker wurde für sein ununterbrochenes, dreißigjähriges Theaterspielen mit einem Gutschein für den Besuch bei „Hannes und dem Bürgermeister“ und symbolisch für jedes Spieljahr mit dreißig verschiedenen Bieren geehrt. Sichtlich gerührt bedankte sich der Domkapitular beim Ensemble für den Vortrag und beim Publikum, das dem Dorftheater teilweise ebensolange die Treue hält. Manfred Fritz erhielt für zwanzig Jahre aktives Mitwirken, zuerst auf der Bühne u.a. als Meisterboxer und die letzten Jahre als sehr erfolgreicher Bühnenbauer, einen Gutschein für einen Besuch im Theaterstadel Markdorf. Anläßlich ihres zehnjährigen Bühnenjubiläums wurde der „Erzengel“ Karin Mader für ihr sehr erfolgreiches Theaterspielen geehrt. Blumen gab es für Maskenbildnerin Sabine Probst, für den jeweils richtigen Farb-tupfer und für Myrta Moßbrucker, für 30 Jahre Verzicht auf ihren „Sepp“ in der Adventszeit.
Wir bedanken uns bei Ihnen liebe Theaterfreunde für Ihren zahlreichen Besuch und den tollen Applaus. Dem Musikverein Wintersulgen danken wir für die festliche Umrahmung und die gute Bewirtung. Am 26.12.2006 und 30.12.2006 heißt es im Sennhof wieder: Vorhang auf! Das Wintersulger Dorftheater wünscht ihnen ein gutes neues Jahr 2006, viel Gesundheit, Glück und Erfolg und vergessen sie das Lachen nicht.